Frauen in der IT: Statistik, Gründe & Lösungen
Nur jeder vierte IT-Job ist von einer Frau besetzt. Damit sind Frauen in der IT-Branche nach wie vor unterrepräsentiert. Aber warum ist das so? Wir beleuchten die Ursachen für den geringen Frauenanteil in der IT und zeigen auf, was es braucht, um mehr Frauen für eine Karriere in der IT zu gewinnen.
Das Wichtigste auf einen Blick
- Die Branche der Informations- und Kommunikationstechnik, kurz IKT, ist in Österreich männlich geprägt. Der Frauenanteil in der IKT-Branche beträgt 29,2 Prozent.
- Traditionelle Geschlechterrollen und Berufswahl sind eine Ursache für den geringen Frauenanteil in der IT. Aber auch fehlende weibliche IT-Vorbilder, diskriminierende Arbeitsbedingungen und Schwierigkeiten bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie halten viele Frauen davon ab, einen IT-Beruf zu ergreifen.
- Unternehmen profitieren von einem höheren Frauenanteil in der IT: Diversität erhöht die Innovationskraft, macht Unternehmen wettbewerbsfähiger und ermöglicht höhere Umsätze.
Frauen in der IT: Status quo
Laut Statistik liegt der Frauenanteil in der Informations- und Kommunikationsbranche, kurz IKT, bei 29,2 Prozent (Stand: 2022). IKT umfasst neben der klassischen IT-Branche auch Telekommunikationstechnologien, Netzwerke, Multimedia-Technologien und Internetdienste.
Der geringe Frauenanteil zeigt, dass die IT und Kommunikationstechnologie männlich geprägt sind. Das macht sich bereits in der Ausbildung bemerkbar: Frauen sind in Studiengängen der Informatik und Kommunikationstechnologie nur mit 23,7 Prozent vertreten (Studienjahr 2022/23).
Die IKT-Branche gilt als sehr schnell wachsender Wirtschaftsbereich, in dem laufend neue Mitarbeiter_innen gesucht werden. Von 2008 bis 2022 erhöhte sich die Zahl der Beschäftigten der IKT in Österreich von knapp 74.000 auf über 120.000. In diesem Zeitraum verzeichnete die IT- und Kommunikationstechnologie somit ein Beschäftigungswachstum von 65 Prozent. Trotz dieses großen Ausbaus an Mitarbeiter_innen ist der Frauenanteil nur leicht gestiegen. Im Jahr 2008 betrug der Frauenanteil in der IKT-Branche 28,3 Prozent. Damit ist die Geschlechterkluft in der IKT-Branche fast unverändert geblieben.
Ursachen: Warum sind nicht so viele Frauen in der IT tätig?
Ein Blick in die Geschichte verrät, dass der Frauenanteil in der IT nicht immer so gering war. Programmieren galt früher sogar als klassischer Frauenberuf. Das hat sich seit den 1990er-Jahren stark geändert. Aber warum sind heute so wenige Frauen in der IT?
Die Gründe für den heutigen geringen Frauenanteil in der IT sind vielfältig:
Traditionelle Geschlechterrollen: In unserer Gesellschaft werden in vielen Bereichen sehr traditionelle Geschlechterrollen gelebt und vermittelt, dazu zählt auch der IT-Bereich. Laut einer Umfrage wird die IT als „Männerdomäne“ angesehen. Diese Geschlechterstereotype werden an die nächsten Generationen weitergegeben und verinnerlicht. Mädchen wachsen somit mit Vorurteilen gegenüber der IT-Branche und auch Frauen in der Informatik auf. Diese Vorurteile werden Mädchen häufig bereits von den Eltern oder anderen Personen aus dem persönlichen Umfeld mitgegeben.
Fehlende Vorbilder: Da Frauen in IT-Berufen unterrepräsentiert sind, fehlen ihnen weibliche Vorbilder, an denen sie sich orientieren können. Dieser Mangel an weiblichen Vorbildern in der IT kann dazu führen, dass sich Frauen dieser Branche nicht zugehörig fühlen und sie als Berufsweg nicht in Betracht ziehen. Das betrifft nicht nur die Arbeitswelt, sondern auch die Ausbildung. In technischen Schulen, Lehrgängen oder anderen IT-Ausbildungen ist das Lehrpersonal meist männlich.
Arbeitsbedingungen: Die Arbeitsumgebung in IT-Unternehmen ist durch den geringen Frauenanteil sehr männlich geprägt. Laut einer Umfrage haben 74 Prozent aller Frauen, die einen Hochschulabschluss haben und in der IT-Branche tätig sind, Diskriminierung am Arbeitsplatz erlebt. In vielen IT-Unternehmen mangelt es also an einer geschlechtergerechten Arbeitskultur. Die diskriminierenden Arbeitsbedingungen können dazu führen, dass sich weniger Frauen für die IT-Branche entscheiden oder nicht lange in dieser Branche bleiben.
Vereinbarkeit von Familie und Beruf: Viele Berufe in der IT-Branche sind nicht für eine Teilzeitarbeit ausgelegt. Da Frauen, die Kinder haben, zu einem Großteil Teilzeit arbeiten, ist der IT-Bereich keine langfristige Option. Frauen verlassen dieses Berufsfeld somit eher wieder als Männer - gerade auch nach einer familienbedingten Unterbrechung des Erwerbslebens. Dies ist als sogenannter „Drehtüreffekt“ bekannt.
Warum Frauen in der IT-Branche wichtig sind
Frauen spielen eine entscheidende Rolle in der IT-Branche und sind für Innovation und Fortschritt unverzichtbar. Wir zeigen auf, welchen Mehrwert Frauen für IT-Unternehmen haben:
Diversität
Sind mehr Frauen in der Informatik tätig, führt das zu Diversität in Unternehmen. Das bedeutet, dass in Betrieben eine geschlechtsspezifische Vielfalt auf allen Ebenen gelebt wird.
Wirtschaftliche Entwicklung
IT-Unternehmen, die mehr Frauen einstellen, profitieren von einer besseren wirtschaftlichen Entwicklung und höheren Wettbewerbsfähigkeit. Ein höherer Frauenanteil im Unternehmen steht aufgrund der Perspektiven-Vielfalt auch in direktem Zusammenhang mit höheren Umsätzen.
Neue Denkansätze
Frauen bringen oft andere Ansichten und Perspektiven ein, das kann beim Lösen von IT-Problemen oder in der Entwicklung von Produkten essenziell sein. Durch die Vielfalt an Denkansätzen und Wissen wird die Kreativität und Innovationsfähigkeit eines Unternehmens unterstützt.
Vorbildfunktion
Je mehr Frauen in der IT-Branche tätig sind, desto mehr junge Frauen werden die IT als möglichen Karriereweg in Betracht ziehen. Durch diese Vorbildfunktion können stereotype Rollenbilder durchbrochen werden.
10 Vorteile für Frauen in der IT-Branche
IT ist viel mehr als Programmieren und gilt als dynamische Branche mit zahlreichen Berufsmöglichkeiten. Wir zeigen, welche Vorteile ein Job in der IT für Frauen bringt:
- Viele Beschäftigungsmöglichkeiten: Die IT-Branche ist ein sehr breites Berufsfeld, das sich immer weiterentwickelt und neue Berufsbilder hervorbringt. Gleichzeitig ist die IT-Branche stark vom Fachkräftemangel betroffen und sucht laufend nach neuen Mitarbeiter_innen.
- Hohe Gehaltschancen: Je nach Spezialisierung und Unternehmen können die Verdienstmöglichkeiten in der IT-Branche sehr gut sein.
- Hohe Karrierechancen: In vielen IT-Jobs ist ein großer beruflicher Aufstieg möglich.
- Viele Weiterbildungsmöglichkeiten: Durch die laufende Weiterentwicklung der IT-Branche werden immer neue Weiterbildungsangebote entwickelt. Das gibt Frauen die Möglichkeit, die eigenen Qualifikationen und Fähigkeiten auszubauen.
- Kreativität nutzen: Viele IT-Aufgaben bestehen darin, für ein Problem eine Lösung zu finden. Dafür ist Kreativität gefragt. Das betrifft beispielsweise Berufe in der Softwareentwicklung, Produktentwicklung oder im Web- und Grafikdesign.
- Jobstabilität: Kaum ein Unternehmen kommt ohne IT aus. Damit sind immer mehr Unternehmen auf kompetentes und verlässliches IT-Fachpersonal angewiesen. Das macht IT-Berufe zu sehr sicheren Jobs.
- Förderung von Gleichberechtigung am Arbeitsplatz: Indem sich mehr Frauen bewusst für eine Karriere in der IT entscheiden, werden nicht nur traditionelle Rollenbilder durchbrochen, sondern auch die Gleichberechtigung von Mann und Frau am Arbeitsplatz gefördert.
- Hohe Flexibilität: In vielen IT-Jobs gibt es die Möglichkeit flexibler Remote-Work-Modelle. Das gibt Frauen die Möglichkeit, den Job mit der jeweiligen Lebenssituation zu vereinbaren.
- Netzwerke und Mentoring: Um mehr Frauen für die IT-Branche zu begeistern, haben sich viele Netzwerke gebildet. Diese bieten neben regelmäßigen Veranstaltungen auch die Möglichkeit zum Austausch an. Und auch Mentoring-Angebote sind häufig Teil dieser Netzwerke.
- Internationales Umfeld: Die IT-Branche ist international ausgerichtet. Das gibt Frauen die Möglichkeit, bei Interesse auch in einem internationalen Arbeitsumfeld tätig zu sein.
Wege, um den Frauenanteil in der IT zu erhöhen
Um den Frauenanteil in der IT nachhaltig zu erhöhen, sind Maßnahmen der Bewusstseinsbildung essenziell. Vor allem müssen traditionelle Rollenbilder und die damit zusammenhängende Ausbildungs- und Berufswahl von Mädchen und Frauen hinterfragt werden. Einen wichtigen Beitrag dazu können Medien sowie Schulen und andere Einrichtungen der Aus- und Weiterbildung leisten. Auch das Sichtbarmachen von Erfolgen berühmter Frauen in der IT hilft, starre Geschlechterrollen aufzubrechen.
Ein weiterer wichtiger Ansatzpunkt ist in den Arbeitsbedingungen und der Unternehmenskultur zu finden. Flexible Arbeitszeiten und die Möglichkeit, remote zu arbeiten, erleichtern die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Das ist für viele Frauen ein zentraler Faktor bei der Berufswahl. Gleichermaßen bedeutsam ist die Unternehmenskultur. IT-Unternehmen, die eine inklusive Arbeitskultur leben und alle Geschlechter gleichermaßen fördern, schaffen die idealen Rahmenbedingungen, um mehr Bewerbungen von Frauen zu erhalten.
Initiativen in Österreich
Um mehr Frauen für eine Karriere in der IT zu gewinnen, wurden verschiedenste Initiativen und Programme ins Leben gerufen. Wir stellen Ihnen einige dieser Programme vor.
FiT – Frauen in Handwerk und Technik
FiT – Frauen in Handwerk und Technik ist ein AMS-Förderprogramm, das Frauen ganz unabhängig von Vorbildung oder Qualifikationsniveau dabei unterstützt, einen technischen oder handwerklichen Beruf zu ergreifen. Vor der Wahl eines bestimmten Berufes bzw. vor der Ausbildung erhalten Frauen eine umfassende Berufsberatung über die verschiedenen FiT-Berufe, auch Praktika können absolviert werden, um einzelne Jobs besser kennenzulernen. Teil des Programms ist es, eine technische oder handwerkliche Ausbildung mit Lehr-, Schul-, Kolleg- oder Fachhochschulabschluss zu absolvieren. Während dieser Ausbildung und nach Wunsch auch noch beim Berufseinstieg erhalten Frauen laufende Beratung und Betreuung.
WIE – Women in Engineering
Das international tätige Institute of Electrical and Electronics Engineers (IEEE) hat mit Women in Engineering (WIE) eine Berufsorganisation ins Leben gerufen, die Ingenieurinnen und Wissenschaftlerinnen dabei unterstützt, eine Karriere in diesem Bereich anzustreben. Die Berufsorganisation gibt es auch in Österreich. Dadurch können sich österreichische Ingenieurinnen und Wissenschaftlerinnen in einem internationalen Netzwerk austauschen und voneinander profitieren.
WOMENinICT
WOMENinICT ist eine unabhängige Plattform, die viele Initiativen setzt, um junge Frauen für die IKT-Branche zu begeistern. WOMENinICT macht sichtbar, welche Jobmöglichkeiten es in der IKT-Branche gibt und wie vielfältig das Berufsfeld ist. Außerdem werden Netzwerkmöglichkeiten geboten, um sich mit anderen Frauen in dieser Branche auszutauschen. WOMENinICT wurde vom Verband Österreichischer Software Innovationen (VÖSI) gegründet.
FEMtech
FEMtech unterstützt gezielt Frauen in Forschung und Technologie. Das Angebot umfasst eine umfangreiche Expertinnendatenbank, mit der die Erfolge von Frauen in der Forschung und Technologie sichtbar gemacht werden. Auch Netzwerktreffen, Förderungen und Praktika für Studentinnen werden angeboten. Ziel ist es, in diesem Bereich Chancengleichheit von Männern und Frauen zu schaffen.
FEMtech ist eine Initiative des Bundesministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK).
AMS-Services für Frauen
Um Frauen bei der aktiven Entscheidungsfindung in der Berufswahl zu unterstützen, hat das AMS ein eigenes Frauenprogramm entwickelt. Dieses enthält Unterstützungsmöglichkeiten, die genau auf die Themen, mit denen Frauen konfrontiert sind, abgestimmt wurden: Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Kinderbetreuung, rechtliche Informationen, Coaching sowie Umschulung und Wiedereinstieg nach Elternkarenz.
Diese Seite wurde aktualisiert am: 06. August 2024