Lebens- und Sozialberater_in: Alle Informationen zur Ausbildung
Als Lebens- und Sozialberater_in unterstützen Sie Personen bei privaten und beruflichen Problemen oder stehen in Krisen- und Ausnahmesituationen beratend zur Seite. Wir haben für Sie alle Informationen über Arbeitsbereiche, Voraussetzungen, Ausbildungsmodalitäten, Karrieremöglichkeiten und Gehaltsaussichten.
Aufgaben im Berufsbild Lebens- und Sozialberatung
Lebens- und Sozialberaterinnen bzw. Lebens- und Sozialberater (kurz LSB) helfen und unterstützen Personen in schwierigen Lebensphasen, Krisensituationen oder bei gravierenden Veränderungen und stehen diesen beratend zur Seite. Dabei treten Menschen mit den unterschiedlichsten Anliegen und Bedürfnissen an sie heran.
Der Schwerpunkt in der Lebens- und Sozialberatung liegt in der Gesundheitsvorsorge. Somit werden Lebens- und Sozialberater_innen häufig präventiv in Anspruch genommen, um mögliche Auswirkungen oder Folgeschäden abzuwenden oder zu minimieren. Zu beachten ist, dass das Tätigkeitsfeld der Lebens- und Sozialberatung eine rein beratende Funktion abdeckt und keine diagnostische oder therapeutische Tätigkeit darstellt.
Besonders in den folgenden Bereichen greifen Beraterinnen und Berater für Gesundheit und Soziales unterstützend ein:
- bei Partnerschafts- und Eheproblemen
- in Scheidungsverfahren
- bei Erziehungsfragen
- in Trauersituationen
- im Falle einer Krankheit
- bei belastenden Persönlichkeitserfahrungen
- in beruflichen Stress- oder Krisensituationen
- bei Notwendigkeit einer allgemeinen Konfliktberatung oder Mediation
Ausbildung zum/zur Lebens- und Sozialberater/in
Die Ausbildung zum_zur Lebens- und Sozialberater_in ist in Österreich gesetzlich geregelt. Im Jahr 2022 trat eine neue Lebens- und Sozialberater-Verordnung in Kraft, die die Ausbildung auf ein höheres Niveau und einige Änderungen brachte.
Welche Voraussetzungen müssen für die Ausbildung erfüllt werden?
Der Tätigkeitsbereich im Berufsbild Lebens- und Sozialberatung ist geprägt von großer Verantwortung. Nicht zuletzt aus diesem Grund müssen Anwärter_innen für diesen Beruf einige Voraussetzungen erfüllen.
Die formalen Voraussetzungen variieren je nach Ausbildungsinstitut und können beispielsweise umfassen:
- Absolvierung eines Eignungsgespräches
- Vorlage von Motivationsschreiben und Lebenslauf
- Abgeschlossene Schul- und/oder Berufsausbildung, allerdings ist weder die Matura/Hochschulreife noch eine akademische Ausbildung nötig
Zu den persönlichen Voraussetzungen für dieses Berufsfeld gehören:
- Freude am Umgang mit Menschen
- Kontaktfähigkeit
- Kommunikationsgeschick
- Empathie und Einfühlungsvermögen
- Verantwortungsbewusstsein
- Fähigkeit, sich von Problemen Anderer abgrenzen zu können
- Psychische Stabilität und Belastbarkeit
- Problemlösungsorientiertes Handeln und Agieren
- Organisationstalent
Haben Sie bereits eine Ausbildung in einem ähnlichen Tätigkeitsfeld absolviert oder verfügen Sie über Erfahrungen in anderen psychosozialen Berufen? Dann wird Ihnen dies möglicherweise für die Ausbildung zur Sozialberaterin bzw. zum Sozialberater angerechnet und Sie können einen Teilaspekt als erledigt betrachten. Informieren Sie sich diesbezüglich bei Ihrer bevorzugten Ausbildungsstätte, da teilweise Aufschulungslehrgänge angeboten werden, um die fehlenden Fähigkeiten und das ausständige Know-How zu erhalten.
Was beinhaltet die Ausbildung zum/zur Lebens- und Sozialberater/in?
Die Inhalte der Lebensberater-Ausbildung sind gesetzlich geregelt und in unterschiedlichen Module strukturiert. Neben Theorie- und Praxiseinheiten wird im Zuge dieser Ausbildung besonderes Augenmerk auf Selbstreflexion und Supervision gelegt, da die angehenden Berater_innen lernen müssen, schwierige Situationen in der Beratung adäquat zu bewältigen.
Folgende Themenschwerpunkte und Bereiche werden im Zuge der Ausbildung behandelt:
- Ethische GrundlagenGrundlagen der Lebensberatung inklusive Abgrenzung zu verwandten (psychiatrischen) Bereichen
- Psychologie und psychosoziale Krisenintervention
- Methodik und Technik der Beratung
- Entwicklung und Gestaltung eines eigenen Beratungsprozesses
- Erkennen von Krisensituationen und richtiges Reagieren/Handeln
- Persönliche Abgrenzung von Problemen, schwierigen Lebensphasen und Krisen
- Behandlung diverser Themenfelder wie Partnerschaft, Sexualität, Erziehung, Trauer, Krankheit, berufliche Ausnahmesituationen, u.v.m.
- Grundlegende Kenntnisse in Anatomie und Physiologie, die für die Beratung relevant sind
- Überblick über die Psychopharmakologie
- Einführung in beratungsrelevante Sozialgesetze
- Grundlegende Kenntnisse der Psychosomatik im Kontext von Beratung und Begleitung
- Berufsspezifisches juristisches Fachwissen
- Betriebswirtschaftliches Basiswissen und Unternehmensführung
- Wissenschaftliches Arbeiten
Wie lange dauert die Ausbildung zum/zur Lebens- und Sozialberater/in?
Nach der Lebens- und Sozialberater-Verordnung von 2022 umfasst die Ausbildung 4500 Zeitstunden (180 ECTS) und dauert 3 Jahre (sechs Semester).
Die Ausbildung setzt sich aus theoretischen und praktischen Teilen zusammen. Neben Präsenzunterricht in der jeweiligen Ausbildungsstätte liegt ein großer Schwerpunkt dieser Ausbildung auf Einzelselbsterfahrung und praktischer Ausbildung in Form von fachlichen Beratungs-, Begleitungs- und Betreuungstätigkeiten sowie protokollierten Beratungsgesprächen.
Wie wird die Ausbildung abgeschlossen?
Die Ausbildung zum_zur Lebens- und Sozialberater_in wird nach der Verordnung von 2022 mit einer staatlichen Befähigungsprüfung abgeschlossen. Diese Prüfung besteht aus einem mündlichen und einem schriftlichen Teil. Der Abschluss dieser Befähigungsprüfung ist mit einem Bachelor-Niveau (Stufe 6 im Nationalen Qualifikationsrahmen) gleichzusetzen und berechtigt das Gütesiegel „psychosoziale Beratung - staatlich geprüft“ zu führen.
Auch all jene, die bereits eine Ausbildung zum_zur Lebens- und Sozialberaterin_in nach dem alten Modell absolviert haben, können zu dieser staatlichen Befähigungsprüfung antreten und damit nachweisen, dass sie die für diesen Beruf erforderliche Qualifikationen erworben haben.
Die Lebens- und Sozialberatung ist ein reglementiertes Gewerbe. Das bedeutet, dass für die (selbstständige) Ausübung des Berufs das Gewerbe bei der Gewerbebehörde angemeldet werden muss. Dazu muss eine Mindestanzahl an fachlichen Praxisstunden inklusive Nachweis über erfolgte Supervision, protokollierte Beratungseinheiten, Besuch von Seminaren, etc. nachgewiesen werden.
Was kostet die Ausbildung zum/zur Lebens- und Sozialberater/in?
Die Kosten divergieren zwischen den verschiedenen Ausbildungsstätten, liegen aber generell eher im hochpreisigen Segment. Für die Grundausbildung bei der Ausbildungsstätte müssen Sie mit rund € 8.000 bis € 12.000 rechnen. Für Einzelselbsterfahrung, Einzel- und Gruppensupervision und fachliche Beratungs-, Begleitungs- und Betreuungstätigkeiten sind zusätzliche Kosten zu entrichten. Die Gesamtkosten der Ausbildung betragen daher zwischen € 15.000 und € 18.000.
Nähere Informationen rund um das Thema Ausbildung finden Sie auch im AMS Ausbildungskompass.
Wo kann die Ausbildung absolviert werden?
Zahlreiche Institute und Akademien in ganz Österreich bieten die Ausbildung zur staatlich anerkannten Lebens- und Sozialberatung an. Hier finden Sie eine Auflistung aller Ausbildungsstätten nach Bundesländern unterteilt.
Mögliche Tätigkeitsbereiche und Arbeitsorte
Sehr häufig arbeiten Lebens- und Sozialberater_innen, die ihre Berufsausbildung erfolgreich absolviert und einen Gewerbeschein haben, auf selbstständiger Basis, beispielsweise in einer eigenen Praxis oder Praxisgemeinschaft.
Weitere Möglichkeiten, als Angestellte_r tätig zu werden:
- in Bildungseinrichtungen
- in (großen) Firmen, beispielsweise als Coach oder Mentorin bzw. Mentor für Führungskräfte
- in Beratungsinstitutionen
- in Gemeinden
- in Informationszentren für psychosoziale Angelegenheiten
- in Unternehmen der Privatwirtschaft oder staatlich geführten Betrieben, deren Berufsgruppen regelmäßig Coachings, Supervision oder Reflexionsarbeit benötigen
Karriere und Gehaltsaussichten
Viele Menschen und Personengruppen befinden sich in problematischen Lebenssituationen, müssen schwierige Entscheidungen treffen, oder sind aufgrund von Schicksalsschlägen auf die Hilfe von psychosozialen Beratungsstellen angewiesen. Psychosoziale Beratungsangebote sind daher sehr gefragt und nehmen eine immer größer werdende Bedeutung in der heutigen Gesellschaft ein. Angebot und Nachfrage ergänzen sich, denn nicht nur die Nachfrage steigt, auch das Interesse an Lebensberater-Jobs wächst.
Das Gehalt in diesem Berufsfeld steigt mit der Erfahrung.
Bei einer Tätigkeit auf selbstständiger Basis können individuell gestaltete Honorare gestellt werden.
Alle wichtigen Informationen rund ums Einkommen finden Sie im AMS Gehaltskompass.
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Diese Seite wurde aktualisiert am: 07. November 2024